Wasser, Sensoren, Informatik – Interdisziplinäre Forschung an der University of Twente

Ein Deutscher forscht zum Thema Wasser – einem ausgemachten Fachgebiet der Niederländer! Mit dieser Aussage konfrontiert muss Wombacher lachen. „Das ist Zufall. Ich bin schließlich kein Biologe oder Hydrologe. Ich verstehe gar nicht so viel vom Wasser, sondern eher von der Technik, verlässliche Daten zu sammeln“, erklärt er.

Der Universitätsdozent Wombacher ist im Name der University of Twente mit einem Projekt auf dem Gebiet der Wasserverwaltung in der Schweiz beschäftigt. Ein vierjähriges Forschungsprojekt findet in und um den Fluss Thur bei Zürich statt. Die Thur wurde vor Jahren kanalisiert, um mehr landwirtschaftliche Nutzfläche zu gewinnen. Der Nachteil hiervon ist, dass starker Niederschlag häufiger zu Überschwemmungen führt, da das Wasser nicht in ausreichender Menge abfließen oder versickern kann. Darum hat man schon vor einigen Jahren damit begonnen, den Fluss zu verbreitern, sodass dieser wich natürlicher verhalten und mehr Wasser aufnehmen kann. Die Strömung nimmt damit ab, was sich positiv auf das Ökosystem des Flusses auswirkt.

Zusammenspiel der Disziplinen
Ungefähr hundert Sensoren observieren derzeit etwa anderthalb Kilometer der Thur. Sie überwachen die Folgen der Flussverbreiterungen für das Ökosystem. Und dabei ist auch der Beitrag der Informatik unentbehrlich, erklärt Wombacher. „Interessant für uns ist, dass es um interdisziplinäre Forschung geht. Der Hydrologe, der Biologe, der Geochemiker, der Geophysiker – sie alle arbeiten an diesem Projekt. Unsere Rolle ist dafür zu sorgen, dass die unterschiedlichen Disziplinen sich gegenseitig verstehen, sodass zuverlässige Daten zusammengetragen werden können.”

Die Sensoren messen alle zehn Minuten an zweitausend Stellen im Fluss die jeweilige Wassertemperatur. Auch der Nitritgehalt wird überwacht. Für die Verarbeitung der Daten in der Datenbank ist ein gut durchdachtes System notwendig.

Wombacher: „Durch das Verdeutlichen der Messdaten tragen wir als Informatiker unseren Teil zur Verlässlichkeit der Resultate bei.“
Englisch und Deutsch
Wombacher, der an der Technischen Universität Darmstadt studiert hat, arbeitet am liebsten in einer internationalen Umgebung. „Die University of Twente empfinde ich als optimales Arbeitsumfeld. Ich habe Kollegen und Studenten aus vielen Ländern und in diversen Projekten haben wir Kontakt mit Forschern aus dem Ausland. Einige Bachelor- und viele Master-Studiengänge finden hier in englischer Sprache statt – dies ist für internationale, natürlich auch deutsche, Studenten sehr reizvoll. Sie können relativ leicht quereinsteigen.“

Die international gängige Sprache der Informatiker ist Englisch, auch in Twente. Aber Wombacher hat selbst auch andere Erfahrungen gemacht. „Als ich in Darmstadt studierte, wurden alle Vorlesungen auf Deutsch gehalten. Das fand ich sehr seltsam. Ich erinnere mich, dass ich einst eine Dreiviertelstunde einem Dozenten zuhörte, bevor ich dahinter kam, was er eigentlich genau meinte. Im Englischen werden die Zusammenhänge oft schneller deutlich. Hier in den Niederlanden findet man es selbstverständlich, Englisch zu sprechen“, erklärt er.

Weitere Informationen zu den technischen Studiengängen der University of Twente im Bereich Mathematik, Informatik und Elektrotechnik gibt es beim Tag der offenen Tür am 24. März 2011 in Enschede. Details zum Programm und zum Studienangebot der University of Twente finden sich auch auf der Website der Universität.