„Unsere Umfrage ist sicherlich nicht repräsentativ im statistischen Sinn, aber sie ergibt doch ein Bild von den Freizeitinteressen der Waldorfschüler“, betonte dazu BdFWS-Vorstandsmitglied Henning Kullak-Ublick. Auch aus der vor kurzem veröffentlichten wissenschaftlichen Studie zu „Bildungserfahrungen an Waldorfschulen“ gehe hervor, dass sich Waldorfschüler in überdurchschnittlichem Maß ehrenamtlich engagieren. (1)
Die hauptsächlichen Tätigkeiten beziehen sich nach der BdFWS-Umfrage auf die Mitarbeit in Kirchengemeinden, Sportvereinen, in der Kinder- und Jugendarbeit und bei Hilfsorganisationen wie der Jugendfeuerwehr, dem Technischen Hilfswerk, der DLRG und dem Roten Kreuz. Waldorfschüler sind außerdem aktiv als Helfer in Altersheimen, in Eine-Welt-Läden, beim Tier- und Naturschutz oder beim Spendensammeln zugunsten von Einrichtungen in Entwicklungsländern. An der Umfrage beteiligten sich eher Schülerinnen und Schüler aus ländlichen Gebieten, so dass die Mitwirkung bei Breakdance, im Computer-Chaos-Club, Mithilfe bei Großveranstaltungen beispielsweise in der Beleuchtung und ähnliches nur in Einzelfällen genannt wurden.
Insbesondere der WOW-Day ist Ausdruck eines weltweiten Engagements von WaldorfschülerInnen für benachteiligte Kinder in der ganzen Welt. Dieses Jahr fand er am 27. September 2012 statt und hat bisher bereits Erlöse von über 240.000 Euro erbracht: „Wir helfen damit den Schulen im Ausland, ihre Existenz zu sichern“, so Projektkoordinatorin Olivia Girard von den Freunden der Erziehungskunst.
Nach den Ergebnissen der vom BdFWS vor kurzem in Berlin vorgestellten Studie „Bildungserfahrungen an Waldorfschulen“ liegt das Engagement der WaldorfschülerInnen deutlich über dem der anderen Jugendlichen ihrer Altersgruppe. Benachteiligten Menschen helfen ist danach für 34,7 Prozent der Waldorfschüler ein wichtiges Lebensziel im Vergleich zu 26,6 Prozent der Befragten in der Shell-Jugendstudie und 23,9 Prozent der WaldorfschülerInnen wollen sich politisch engagieren im Vergleich zu 7,1 Prozent der anderen Befragten.
Bei den Waldorfschülern gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen: Mädchen wollen zu 40,4 Prozent Benachteiligten helfen, Jungen nur zu 28,3 Prozent, wohingegen 29,7% der Jungen politisches Engagement anstreben, aber nur 19,8 Prozent der Mädchen. Die Forscher machen für dieses Ergebnis, das auch allgemein so festzustellen ist, unter anderem die Erziehung verantwortlich. Trotzdem sei anzumerken, dass derartige Unterschiede zwischen den Geschlechtern seit Jahrzehnten kontinuierlich abnehmen, heißt es dazu in der Studie der Wissenschaftler Barz, Liebenwein und Randoll.
(1) Barz, Heiner/Liebenwein, Sylva/ Randoll, Dirk. Bildungserfahrungen an Waldorfschulen – Empirische Studie zu Schulqualität und Lernerfahrungen. Wiesbaden 2010 (S. 177)