Sie sind als Manufacturing Engineer bei einem renommierten Luftfahrtunternehmen beschäftigt und unter anderem an der Konstruktion des neuen Airbus A350XWB beteiligt. Stellen Sie doch bitte einmal kurz Ihren beruflichen Werdegang dar.
Angefangen hat meine Begeisterung sicherlich damals mit der Ausbildung zum Fluggerätmechaniker. Dieses Interesse hat sich im Anschluss daran geradlinig weiterentwickelt. Schließlich hatte ich in meiner Bundeswehrzeit ständig mit Flugzeugen zu tun. Die Weiterbildung zum Luftfahrttechniker war eigentlich nur noch die logische Schlussfolgerung daraus. Heute arbeite ich bei einem Zulieferer für viele Arten von Flugzeugteilen. Wir sind fast überall auf der Welt vertreten und haben große Unternehmen wie Airbus und Boeing als Kunden. Allerdings natürlich auch „kleinere“ Firmen wie Bombardier, Gulfstream und Rolls Royce. Für diese stellen wir Strukturteile, Zusatztanks und Landeklappen her. Die Kernkompetenz liegt allerdings auf Rohrleitungen jeglicher Art von Kunststoff über Aluminium und Stahl bis Titan.
Was hat Sie damals dazu bewogen eine Ausbildung zum Fluggerätemechaniker zu beginnen?
Diese Ausbildung war nicht meine erste Wahl. Eigentlich wollte ich irgendetwas mit Elektronik machen, denn das war damals mein Hobby. Als es dann soweit war, um die Bewerbungen zu schreiben, gab ich bei der Standortverwaltung Husum gleich eine Doppelbewerbung ab. Denn um sicher zu gehen habe ich mich als Nachrichtenelektroniker und als Fluggerätmechaniker beworben. Letztlich, so denke ich, hatte dann aber wohl mein Hauptschulabschluss den Ausschlag zum Fluggerätmechaniker gegeben.
Welche eigenen Erfahrungen haben Sie mit dem zuständigen Berufsförderungsdienst (BFD) gemacht?
Nun, ich war auch einer von denen, die fast bis zum Schluss darauf hofften, noch einen „Festvertrag“ zu bekommen und Berufssoldat zu werden. Leider habe ich mit angesehen, wie einige Leute bei der Auswahl zum Berufssoldaten an mir vorbeigezogen sind. Erst daraufhin habe ich das erste Mal Kontakt zum BFD aufgenommen, um einen Computerkurs zu machen. Zwar hatte ich mir das Wissen dafür schon vorher angeeignet, konnte aber nichts vorweisen, um das entsprechend zu belegen. Hinzu kamen dann noch ein Grundkurs in Netzwerktechnik und ein Ausbildereignungsschein. Nachdem dann mein Dienstzeitende immer näher kam, meldete ich mich zu einem Beratungsgespräch bei unserer BFD-Außenstelle an. Der Berater war damals sehr enthusiastisch, riet mir den Luftfahrttechniker zu machen und dann eventuell hinterher noch zu studieren. Ich war zwar nicht der Einzige, dem der Rat zuteilwurde, nur bei mir hatte es einfach gut gepasst.
Sie haben sich im Rahmen Ihrer BFD-Ansprüche für eine Weiterbildung zum Luftfahrzeugtechniker bei der Technischen Fachschule Heinze entschieden. Können Sie darüber kurz berichten?
Als gebürtiger Norddeutscher und mit dem Hintergrund, dass ich mich für die Ausbildung zum Luftfahrttechniker entschieden hatte, war die Auswahl nicht mehr sehr groß. Denn es gab zu dem Zeitpunkt nur drei Bildungsträger für Luftfahrzeugtechnik in ganz Deutschland. Aufgrund der räumlichen Entfernung fiel davon jedoch einer von vornherein weg. Ein weiter konnte mich mit seinen auf die Kollegen von Airbus und Lufthansa zugeschnittenen Lehrplänen nicht wirklich überzeugen, zumal die gemischte Ausbildung dort ungleich länger gedauert hätte. Daher entschied ich mich für die Technische Fachschule Heinze und ich muss sagen, dass dies die richtige Wahl gewesen ist.
Luftfahrzeugtechniker ist für viele ein Traumberuf. Wie schauen hier denn Ihrer Meinung nach die Einstiegschancen und Karrieremöglichkeiten aus?
Nun, als Techniker wird man ja eigentlich schon ein wenig „missbraucht“. Man erledigt zwar die Arbeiten eines Ingenieurs, bekommt allerdings nicht die gleiche Bezahlung. Die Einstiegschancen und Karrieremöglichkeiten sind immer noch gut, denn man kann in der Luftfahrtbranche sehr viel erreichen. Der Einstieg geschieht allerdings meistens über Zeitarbeitsfirmen. Diese sind jedoch bei weitem nicht so schlecht wie der Ruf, der ihnen oft vorauseilt. Gerade bei Unternehmen wie Airbus sind diese Firmen sehr beliebt. Schließlich bekommen dort die Zeitarbeiter für gleichartige Arbeit auch den gleichen Lohn wie auch die eigenen Airbus Mitarbeiter.
In England und auch teilweise schon in Deutschland gibt es zudem die so genannten Freelancer. Das sind Selbstständige, die nur bei ganz bestimmten Projekten mitarbeiten und gleichzeitig ihr eigener Chef sind. Dafür muss man allerdings schon einiges an Erfahrung mitbringen.
Mit welchen Gehaltsvorstellungen kann man in diesem Bereich eigentlich so ungefähr rechnen?
Eigentlich redet man nicht so über Geld, denn in diesem Beruf sind Gehaltsvorstellungen Verhandlungssache. Man sollte seine Haut aber schon so teuer wie möglich zu Markte tragen. Als ich zum Ende meiner Ausbildung zu den ersten Jobinterviews eingeladen wurde, war es mein Ziel, dass ich ein bisschen mehr als vorher verdienen wollte. Als Oberfeldwebel habe ich damals etwa 2.300 Euro Netto bekommen. Die ersten Firmen wollten meine Vorstellungen von 2.500 Euro Netto aber nur als Bruttogehalt zahlen, was ich natürlich dankend abgelehnt habe.
Bei Airbus und deren Zeitarbeitsfirmen kann man eine Einstufung im Bereich von 40.000 bis 45.000 Euro im Jahr erreichen. Darüber hinaus ist mit steigender Erfahrung auch noch einiges möglich.
Sie waren ja für sechs Jahre in den USA stationiert. Wie wichtig sind heute fundierte Englischkenntnisse in der Luftfahrtbranche?
In der Luftfahrtbranche sind fundierte Englischkenntnisse enorm wichtig. Ich will nicht behaupten, dass ich in den USA perfekt Englisch gelernt habe, jedoch hat die Zeit dort und der Kontakt zur Bevölkerung mich einen gehörigen Schritt nach vorne gebracht. Vor allem da ich zurzeit immer wieder für ein Projekt ins englische Bristol reisen muss, um dort verschiedene Fertigungsbelange mit den Konstrukteuren vor Ort abzusprechen. Und natürlich sind die fast alle Engländer.
In welchem Maße haben Ihnen Ihre Erfahrungen als Soldat auf Zeit bei Ihrer Weiterqualifizierung und dem erfolgreichen beruflichen Wiedereinstieg geholfen?
Arbeitgeber bewerten die Zeit bei der Bundeswehr ziemlich unterschiedlich. Einige schätzen die Dienstzeit sehr hoch ein und rechnen sie als Erfahrung an. Wieder andere sehen in ihr eine Art verlorene Zeit und man fängt ganz unten als Berufseinsteiger an. Auch hier muss man sich so teuer wie möglich verkaufen. Sicherlich ist der „Rote Faden“ bei mir deutlicher zu erkennen gewesen als bei anderen Kameraden. Aber eine fundierte Ausbildung, eine berufsnahe Verwendung und eine gute Weiterbildung sollte von der Wirtschaft schon mehr beachtet werden. Der Luftfahrttechniker ist da meiner Meinung nach eine sehr gute Chance. Schließlich ist der Techniker nicht ganz praxisfremd und hat im Berufsleben schon mal eine Feile oder einen Hammer benutzt. Man sollte zudem hervorheben, dass einem die bei der Bundeswehr erlernte moderne Menschführung sowie die dort gewonnene Disziplin einen in der zivilen Wirtschaft weiterbringt.
Wie leicht ist Ihnen denn nach den vielen Dienstjahren der Schritt in die zivile Wirtschaft gefallen?
Mir ist es nicht so ganz leicht gefallen. Die Zeit bei der Luftwaffe und speziell die in der USA vermisse ich doch sehr. Auch heute sehe ich Kampfflugzeugen immer noch schwärmerisch hinterher. Der Unterschied zu meinem jetzigen Arbeitgeber ist schon recht deutlich zu sehen, allerdings konnte ich mich durch meine Selbstmotivation relativ problemlos für den Bereich der Verkehrsfliegerei begeistern. Egal ob wegen der beeindruckenden Größe des Airbus A380 oder wegen der modernen Kunststoffbauweise des Airbus A350 XWB. Jede dieser Neuentwicklungen ist doch eine Innovation für sich.
Allerdings hat mir meine Ausbildung und zum großen Teil auch die technische Fachschule Heinze ein gutes Handwerkszeug für diese Aufgaben mitgegeben. So ruhig wie bei der Luftwaffe werde ich das sicherlich nicht wieder haben und schon gar nicht in der Projektarbeit. Hier sind 50 bis 60 Wochenstunden keine Seltenheit und man ist häufig unterwegs. Glücklicherweise stärkt mir hier meine Frau den Rücken und sorgt dafür, dass zu Hause alles am Laufen bleibt. Die weitaus höhere Arbeitsbelastung war für mich anfangs eine große Umstellung!
Welche persönlichen Ratschläge würden Sie aktiven Zeitsoldaten noch gern mit auf den Weg geben?
Jeder sollte seinen persönlichen Weg finden und den natürlich bestmöglich verfolgen. Wenn ich heute im Nachhinein etwas anders machen könnte, so würde ich wesentlich früher mit dem BFD anfangen und mehr Weiterbildungsangebote wahrnehmen.
Auch wenn ich damals doch Berufssoldat geworden wäre, hätte mir das ja nicht geschadet. Denn ich habe dadurch viele Möglichkeiten herausgeschoben, die ich wesentlich eher hätte anpacken können. Zahlreiche Maßnahmen des BFD kann man immer besuchen, egal, in welche Richtung man später letztlich geht. Man bekommt von der Bundeswehr schon während der Dienstzeit viel Geld und zahlreiche Möglichkeiten angeboten. Nur leider habe ich diese Chancen nicht voll ausgenutzt. Am Ende bekommt man das Geld ja leider nicht ausbezahlt oder kann es verschenken. Der einzige Weg, an das Geld des BFD zu kommen, ist, die Unterrichte, Workshops und Lehrgänge mitzunehmen, um diese dann für sich in der zivilen Wirtschaft nutzen zu können!
Mein Appell an alle Zeitsoldaten lautet daher: Macht so viele Aus- und Weiterbildungen mit, wie ihr könnt, denn das zahlt sich nachher in barer Münze aus! (sg)