Internat – häufig wird dieser Begriff mit Eliteschule und hohem Einkommen in Verbindung gebracht. An der Klosterschule Roßleben treffen Kinder mir sehr unterschiedlichem sozialen Hintergrund aufeinander, die andernfalls wenig miteinander in Kontakt kämen. Daraus wachsen Freundschaften, die unabhängig sind vom Einkommen der Eltern. „Es sind die kindlichen Merkmale, die für einen gemeinsamen Nenner sorgen. Freundschaften entstehen nach Gefühl, nicht nach Status“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung Klosterschule Roßleben Christian von Witzleben. „Die Schüler lernen, dass sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten nicht ausschließen. Das ist eine wichtige Vorbereitung auf das Leben.“
Knapp zehn Prozent der Schüler der Klosterschule Roßleben kommen aus einkommensschwachen Familien. In anderen Internaten ist diese Quote deutlich geringer. Viele bringen das Schulgeld über familiäre Finanzierungsgemeinschaften auf. „Wir beobachten immer wieder, dass sich ganze Familien für die Bildung eines Kindes engagieren. Sie wünschen sich eine gute Zukunft für ihren Nachwuchs“, sagt Christian von Witzleben. Wenn Eltern aus sozial schwächeren Verhältnissen ihre Kinder als Tagesschüler auf die Klosterschule in Roßleben schicken wollen, können diese einen Antrag auf Beitragsreduzierung bei der Stiftung Klosterschule Roßleben stellen. „Wir versuchen, die Entscheidungen über die Anträge am Wohl des Kindes zu orientieren.“
Aber auch für Kinder aus adligen Familien ist der Besuch der Klosterschule Roßleben nicht zwingend mit finanzieller Sorglosigkeit verbunden. „Man muss allerdings zugeben, dass es große Unterschiede zwischen einzelnen Schülern gibt, was den finanziellen Familienhintergrund betrifft.“ Von Witzleben ist erleichtert darüber, dass sich die soziale Schere nur selten auf Freundschaften auswirkt. „Wir achten darauf, eine Trennung nach finanziellen Hintergründen nicht entstehen zu lassen. Sportgilden, Chor, Schulband und Schülerfirma, aber auch erlebnispädagogische Ausflüge und Wochenendtouren stärken die Verbindung zwischen den Schülern. Daneben soll die angebotene Schulkleidung einer Labelorientierung und sozialen Differenzierung anhand des äußeren Erscheinungsbildes entgegenwirken. Klassenunterschiede sollen in den Köpfen der Schüler nicht präsent sein. Das ist eine wichtige Lektion, die sie lernen müssen“, so Christian von Witzleben weiter.