Bildung ist entscheidend für Integration von Migrantinnen und Migranten Datenreport 2016 – Sozialbericht für Deutschland erschienen

Bildung ist entscheidend für Integration von
Migrantinnen und Migranten

Datenreport 2016 – Sozialbericht für Deutschland erschienen
Migranten in Deutschland sind mit 35,4 Jahren deutlich jünger als
Menschen ohne Migrationshintergrund (46,8 Jahre). Es gibt mehr Ledige
unter ihnen, mehr Menschen in Ausbildung und weniger im Rentenalter.
Zuwanderer in Deutschland sind aber auch geringer gebildet, seltener
erwerbstätig, sie verdienen weniger und sind eher von Armut bedroht.
Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Migrantengruppen.
Deutlich ist der Einfluss der Bildung. Auch für Migrantinnen und
Migranten gilt: Mit höherem Bildungsstand verbessern sich ihre
Chancen am Arbeitsmarkt, sie erzielen höhere Einkommen und ihr
Armutsrisiko sinkt.

Dieses Bild zeichnet der heute in Berlin vorgestellte „Datenreport
2016 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland“.
Statistiker und Sozialforscher haben darin Zahlen und Befunde zu
wichtigen Lebensbereichen zusammengestellt, unter anderem auch zu
Migration und Integration. Der Datenreport wird herausgegeben vom
Statistischen Bundesamt (Destatis), der Bundeszentrale für politische
Bildung/bpb, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
(WZB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Je besser qualifiziert, umso seltener erwerbslos

65 % der 15- bis 64-Jährigen mit Migrationshintergrund waren 2014
erwerbstätig – 11 % weniger als in der Bevölkerung ohne
Migrationshintergrund (76 %). Der Anteil der Erwerbslosen war bei der
Bevölkerung mit Migrationshintergrund (7 %) deutlich höher als bei
der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (4 %). Dies lag vor allem
an der hohen Erwerbslosigkeit der Migranten aus
Gastarbeiter-Anwerbeländern (7 %) und aus Drittstaaten (8 %). Dabei
hängen berufliche Qualifikation und Erwerbslosigkeit eng zusammen.
Der Erwerbslosenanteil von Personen ohne berufsqualifizierenden
Abschluss lag in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei 10 %
und ohne Migrationshintergrund bei 11 %. Mit steigender beruflicher
Qualifikation sinkt das Risiko der Erwerbslosigkeit. Bildung zahlt
sich beim Einkommen aus

Die Bedeutung von Bildung zeigt sich auch beim Einkommen: 2014
verdienten Zuwanderer mit niedrigem Bildungsabschluss 272 Euro
weniger als jene mit mittlerem Abschluss, diese wiederum 683 Euro
weniger als solche mit hohem Abschluss. Bei Menschen ohne
Migrationshintergrund betrugen die Unterschiede 311 Euro und 963
Euro.

Ältere Migranten besonders von Armut betroffen

Zum ersten Mal berichtet der Datenreport über die Lebenssituation
älterer Migranten. 2013 waren 4,1 Millionen von ihnen mindestens 50
Jahre alt. Die Lebensverhältnisse dieser „Generation 50+“ sind stark
durch ihre Bildungs- und Ausbildungsbiografien geprägt. Unter den
älteren Migranten aus Gastarbeiter-Anwerbeländern hatten fast zwei
Drittel keinen berufsqualifizierenden Abschluss, nur 50 % gehen noch
einer Beschäftigung nach. Über ein Viertel bezieht bereits eine
Rente, meist aufgrund von Erwerbsunfähigkeit. Entsprechend hoch ist
die Armutsquote: Knapp ein Viertel der 50- bis 64-Jährigen und gut
ein Drittel der über 65-Jährigen sind armutsgefährdet. Damit ist ihr
Armutsrisiko deutlich höher als das der gleichaltrigen Bevölkerung
ohne Migrationshintergrund (11 % der 50- bis 64-Jährigen und 12 % der
über 65-Jährigen). Etwas besser ist die Lebenssituation der älteren
(Spät-)Aussiedler: Drei Viertel der 50- bis 64-Jährigen besitzen
einen Berufsabschluss, drei Viertel gehen noch einer Erwerbstätigkeit
nach. Trotzdem ist auch bei ihnen die Armutsquote mit 18 %
vergleichsweise hoch.

Migranten sind zufriedener und optimistischer

Migranten sind häufiger von Armut betroffen. So überrascht es
nicht, dass sie ihren Lebensstandard und ihr Haushaltseinkommen
schlechter bewerten als Menschen ohne Migrationshintergrund. Fragt
man Migranten jedoch nach ihrer Zufriedenheit mit ihrem Leben im
Allgemeinen, sind sie nicht überdurchschnittlich unzufrieden. Im
Gegenteil: Sie sind sogar etwas zufriedener als die Bevölkerung ohne
Migrationshintergrund und blicken optimistischer in die Zukunft. Ihre
Lebenszufriedenheit in fünf Jahren schätzen sie sogar deutlich besser
ein als Menschen ohne Migrationshintergrund.

Zugänge und Strukturen zu Bildungsangeboten für Migranten schaffen

Migranten und ihre Nachkommen nehmen in unterschiedlicher Weise
und Ausprägung am gesellschaftlichen Leben teil, und zwar abhängig
von sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Außerdem ist die
gesellschaftliche Teilhabe stark davon beeinflusst, wie durchlässig
die Gesellschaft für Migranten ist. Integration darf demnach nicht
als einseitiger Prozess betrachtet werden. Die Aufgabe der
politischen Bildung ist es im Sinne einer beiderseitigen Integration,
Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund zu liefern und
gleichzeitig daran mitzuarbeiten, die in Teilen der Gesellschaft
herrschenden Vorurteile abzubauen.

Die vollständige Pressemitteilung (inklusive PDF-Version) sowie
weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des
Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/presseaktuell
zu finden.

Weitere Auskünfte geben:
Statistisches Bundesamt (Destatis)
Zentraler Auskunftsdienst
Telefon: (0611) 75-2405
www.destatis.de/kontakt

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Dr. Mareike Bünning
Telefon: (030) 25491-297
mareike.buenning@wzb.eu

Claudia Roth
WZB-Pressestelle
Telefon: (030) 25491-510
claudia.roth@wzb.eu

Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Daniel Kraft
Telefon: (0228) 99515-200
presse@bpb.de
www.bpb.de/presse

Rückfragen an obige Ansprechpartner oder an:
Statistisches Bundesamt
Telefon: (0611) 75-3444
E-Mail: presse@destatis.de