Expertenkommentar von Turnitin: Wissenschaftliches Fehlverhalten und Künstliche Intelligenz – Ein Bild mit vielen Facetten

KI und Technologie verändern auch die akademische Welt in einem rasanten Tempo. Die Hörsäle und Seminarräume von heute und morgen sind für die Studierenden und Lehrenden von vor ein paar Jahren kaum wiederzuerkennen. Diese Entwicklung bringt viel Gutes, jedoch auch Probleme mit sich: Etwa im Bereich der akademischen Integrität.

Die Möglichkeiten zum Betrug wachsen, aber auch die Möglichkeiten, ihn zu verhindern

Studien deuten darauf hin, dass digitale Prüfungsformen die Neigung der Studierenden an deutschen Hochschulen zu akademischem Fehlverhalten erhöht haben. Immer bessere KI-Werkzeuge wie sogenannte „Robot Writers“ – KI-Übersetzer und automatische Paraphrasierungs-Werkzeuge -stellen neue und effektive Möglichkeiten für akademisches Fehlverhalten auch bei Seminararbeiten dar. Distanzveranstaltungen und -prüfungen haben dazu geführt, dass viele Studierende Auswirkungen auf ihre Bildung befürchten; dies kann die Hemmschwelle für Fehlverhalten senken.

KI verbessert jedoch auch die Möglichkeiten der Hochschulen, potenzielles Fehlverhalten zu erkennen und zu bekämpfen. Bildungseinrichtungen implementieren Bildungseinrichtungen Edtech-Lösungen in ihre Abläufe. Solche können dabei helfen, Plagiate, Ghostwriting und Täuschungsversuche bei bestimmten Prüfungsformen aufzudecken. Bereits ihr bloßes Vorhandensein wirkt als Abschreckung gegen potenzielles Fehlverhalten. Jedoch ergab eine Umfrage, dass beinahe die Hälfte der Lehrenden an deutschen Hochschulen keinen Zugang zu Software zur Plagiatserkennung hat. Bildungseinrichtungen setzen sich damit selbst dem Risiko von Skandalen aus. Weiterhin vergeben sie eine Chance, Studierende durch hochwertiges Feedback zu unterstützen.

KI-Lösungen können Studierenden zudem auch die Möglichkeit bieten, ihre Arbeiten bereits beim Verfassen zu überprüfen und dabei ausführliche Anleitungen zu korrektem Zitieren und Referenzieren zu bekommen. Dazu verringern sie den Zeit- und Arbeitsaufwand für administrative Aufgaben und verschafften Lehrkräften und Studierenden mehr Zeit für die eigentliche Lehre.

Bildschirme und Algorithmen alleine sind nicht alles

Auch im Jahr 2021, trotz immer ausgefeilteren KI-Werkzeugen und immer mehr Erfahrung mit digitaler Lehre, bleibt es immer noch der persönliche Kontakt zu den Lehrenden, den Studierende am meisten schätzen. Zudem haben Technologie und KI bei der Prävention und Bekämpfung von Betrug ihre Grenzen. Letzten Endes muss sie immer Hand in Hand gehen mit gemeinsamen Gesprächen, darüber, was Fehlverhalten ausmacht und weshalb gute wissenschaftliche Praxis so wichtig ist.

Ohne menschlichen Kontakt, ohne Gespräche, in denen erklärt wird, warum diese Technologien eingesetzt werden, können wir genau das aus den Augen verlieren, was das Universitätserlebnis ausmacht: Das Miteinander zwischen Studierenden, Lehrenden und Forschenden.