Bonn, 9. Juli 2018. Berufliche Qualifikation, Spracherwerb und anschließender Start in den Arbeitsmarkt: Mit „Perspektive Schweißen“ startet die TÜV Rheinland Akademie bundesweit ein einzigartiges Programm speziell für Geflüchtete. Möglich wurde das neue Angebot mit der Unterstützung von Flüchtlingsinitiativen und Behörden vor Ort. Erstmals ist die ungewöhnliche, 8-monatige Qualifizierungsmaßnahme jetzt in Bonn erfolgreich angelaufen. Künftig wird „Perspektive Schweißen“ von TÜV Rheinland als ein wichtiger Baustein der übergreifenden Angebote unter dem Motto „Qualifiziert arbeiten in Deutschland“ bundesweit an zahlreichen Standorten angeboten.
„Mit dem Trainingsprogramm speziell für Geflüchtete decken wir vor allem die Berufsfelder ab, in denen akuter Fachkräftemangel herrscht. Dazu zählen die Bereiche Metall und Elektro sowie Logistik und Pflege. Die international anerkannte Schweißerausbildung, mit der wir gestartet sind, bietet dabei für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Erfolg fast eine Jobgarantie“, erklärt Konstantina Paraschas, Standortleiterin der TÜV Rheinland Akademie in Bonn. Deutschlandweit sind derzeit knapp 10.000 Schweißerstellen unbesetzt, allein im Großraum Köln-Bonn fehlen rund 400 qualifizierte Schweißer. Der Bedarf an Mitarbeitern ist derart groß, dass bereits vor dem Beginn der Qualifizierung eine verbindliche Einstellungszusage für die ersten acht Teilnehmer von „Perspektive Schweißen“ in Bonn vorlag.
Fachkräftemangel erfolgreich begegnen
Ziel des bundesweit in dieser Form einzigartigen Qualifizierungsangebots, das neben der fachlichen Weiterbildung vor allem die Vermittlung berufsbezogener Deutschkenntnisse zum Inhalt hat, ist der erfolgreiche Abschluss mit einem anerkannten Zertifikat und letztlich die zeitnahe Vermittlung der Teilnehmer in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Entsprechend den örtlichen Weiterbildungsschwerpunkten bietet die TÜV Rheinland Akademie künftig an jedem ihrer bundesweit 50 Standorte einzelne Module des neuen Qualifizierungsprogramms für Geflüchtete an.
Größte Hürden für Arbeitseintritt sind Spracherwerb und fehlende Berufsabschlüsse
Fast 1,4 Millionen Menschen sind zwischen 2015 und 2017 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, so das Bundesinnenministerium. Diese Menschen zügig in den Arbeitsmarkt einzubinden zählt zu den derzeit drängendsten Herausforderungen. Häufige Probleme bereiten dabei nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit fehlende oder nicht anerkannte Ausbildungsabschlüsse sowie mangelnde Sprachkenntnisse.
„Ohne das richtige Zeugnis ist es in Deutschland sehr, sehr schwer“
Zu den ersten Teilnehmern des neuen Qualifizierungsangebots von TÜV Rheinland zählt Fawad Noori aus Bonn-Bad Godesberg, der in seiner Heimat Afghanistan 15 Jahre lang als Schweißer gearbeitet hat. Mit seinen Vorkenntnissen konnte der vierfache Familienvater in Deutschland jedoch nicht viel anfangen: „Wir haben ein anderes Schweißverfahren genutzt. Ohne das richtige Zeugnis und mit Sprachproblemen ist es sehr, sehr schwer, in Deutschland einen Job zu finden“, betont Noori, der im Februar 2018 gemeinsam mit sieben anderen Geflüchteten aus unterschiedlichen Herkunftsländern die Qualifizierungsmaßnahme „Perspektive Schweißen – Weiterbildung mit Deutsch für den Beruf“ bei der TÜV Rheinland Akademie am Standort Bonn begann.
„Enormer Fachkräftebedarf“: Einstellungszusage noch vor Qualifizierungsbeginn
„Einzige Voraussetzung für die Einstellung als Schweißer ist der erfolgreiche Abschluss der Prüfungen.“ Daran, dass Noori seine Prüfungen im Oktober erfolgreich ablegen wird, hat Pascal Kromke, Nooris Kundenberater bei der TÜV Rheinland Akademie, keinen Zweifel: „Noori hat sich in den vergangenen Monaten fachlich und sprachlich sehr gut entwickelt. Ich bin mir sicher, dass er auch die abschließenden Prüfungen erfolgreich meistern wird.“
Mit einer positiven Beschäftigungsprognose und einem soliden Gehalt auch langfristig heraus aus dem Leistungsbezug
„Gerade in Berufsfeldern, in denen sich der Fachkräftemangel bereits heute bemerkbar macht, ist – wie im Fall von Herrn Noori – die Kombination einer sprachlichen und fachlichen Qualifizierung sehr erfolgversprechend. Schließlich fällt die Beschäftigungsprognose in diesen Berufen auch langfristig positiv aus. Das wiederum führt bereits nach kurzer Zeit dazu, dass die Sozialkassen nachhaltig entlastet werden“, fasst Standortleiterin Paraschas zusammen.
„Der Einstiegslohn für qualifizierte Schweißer liegt bei mindestens 16 Euro pro Stunde, was einem Monatslohn von rund 2.770 Euro entspricht“, erklärt Dirk König, Standortleiter der Adecco Personaldienstleistungen. König, der unter anderem Fawad Noori noch vor Qualifizierungsbeginn eine Einstellungszusage unterbreitete, freut sich über die Kooperation mit der TÜV Rheinland Akademie und lobt die zielgerichtete Förderung der Agentur für Arbeit: „‚Perspektive Schweißen‘ ist eine hochwertige Qualifizierungsmaßnahme, mit der Geflüchtete kurz- wie langfristig eine sehr gute Jobperspektive haben.“
Weitere Informationen zur Maßnahme unter www.tuv.com/welcome.
Weitere Informationen unter:
https://www.tuv.com/welcome