Organisation mit Modellcharakter: Die Kooperation von Lehre und Industrie zahlt sich aus

In Tuttlingen gibt es viele Gewinner. Die angehenden Ingenieure bekommen neben einem hochwertigen Studium eine gute Praxissemesterstelle. Unternehmen profitieren von Praktikanten sowie Absolventen und die Region erhält Zuwachs. Hierfür wurde 2009 der Hochschulcampus Tuttlingen der Hochschule Furtwangen als kooperatives Modell zusammen mit der Industrie gegründet.

Die Idee war, potentielle Fachkräfte für die wirtschaftsstarke Region zu gewinnen. Dafür schlossen sich die Unternehmen, Stadt und Landkreis Tuttlingen zum Hochschulcampus Tuttlingen Förderverein e.V. zusammen. Dieser Verein vertritt die Interessen der Industrie sowie der Kommunen. Die Kosten für den Hochschulcampus werden gemeinsam mit der Hochschule Furtwangen getragen. Im Gegenzug erhält die Industrie Mitgestaltungsrechte bei der Konzeption der Lehre. Dr. Hans-Henning Winkler, ehemaliger Geschäftsführer der CHIRON-WERKE GmbH & CO. KG und Vorsitzender Studiengangbeirat Industrial Manufacturing, nennt dieses Modell eine beispiellose Win-Win-Situation: „Die enge Verzahnung bewirkt, dass der Campus auf der Höhe der Zeit bleibt und die Wirtschaft qualifizierte Ingenieure mit aktuellem Wissen erhält.“

Und das Konzept ist aufgegangen. Bereits 71% aller Studierenden am Hochschulcampus Tuttlingen der Hochschule Furtwangen machen ihr Praxissemester bei einem der Unternehmen des Fördervereins. Die Studenten können so schon während des Studiums Kontakt zu Unternehmen der Region knüpfen und lernen verschiedene Weltmarkführer kennen. Auch die Chancen für eine Übernahme nach dem Studium in eines der beteiligten Unternehmen sind ausgezeichnet.

Michael Hinner, Student von Industrial MedTec (Medizintechnik), macht derzeit sein Praxissemester bei Aesculap in Malaysia. Für ihn war „die Nähe zu den medizintechnischen Firmen auch ein Beweggrund in Tuttlingen zu studieren“. Studenten schätzen aber nicht nur den stetigen Austausch mit der Industrie, sondern vor allem die positive Einstellung, mit der Unternehmen sie als Praktikanten aufnehmen. Der Landkreis Tuttlingen ist mit den Kernbranchen Medizintechnik, Maschinenbau/Fertigungstechnik und Elektrotechnik landes- wie bundesweit eine der wirtschaftsstärksten Regionen. Die Industrie benötigt die Besten und kann mit diesem Hochschulmodell ihren Teil dazu beitragen, dass sich Fachkräfte in der Region niederlassen.

Ein positiver Nebeneffekt: Vom Studienangebot am Hochschulcampus Tuttlingen werden auch viele Studentinnen angezogen. Der Frauenanteil liegt bei über 20%. Das ist viel für eine technisch ausgerichtete Hochschule. Für Jennifer Rigger (Studentin im Studiengang Industrial Systems Design, derzeit im Praxissemester bei der Binder GmbH) und ihre männlichen Studienkollegen scheint das mittlerweile selbstverständlich: „Ich glaube wirklich, dass der eine oder andere fasziniert ist, wie manch eine Frau so einen Job macht oder ein solches Studium durchzieht.“

Weitere Informationen zu den Studiengängen Industrial MedTec (Medizintechnik), Systems Design (Mechatronik), Manufacturing (Maschinenbau/Fertigungstechnik) sowie Virtual Engineering (Simulation und Ingenieurmathematik) unter www.hfu-campus-tuttlingen.de/studiengänge.