Wie innovativ ist die betriebliche Weiterbildung?

von Bernd Stelzer M.A., Waldkappel

Ein altes Sprichwort sagt, die Schuster haben die schlechtesten Schuhe. Seit Jahren wird in der Wirtschaft der Ruf nach Digitalisierung und agiler Transformation laut. Im betrieblichen Weiterbildungsbereich tritt die Digitalisierung und die agile Transformation auf der Stelle und Unternehmen kommen anscheinend hier nicht so recht weiter. Nun ist es ja nicht so, dass es in der betrieblichen Weiterbildung keine digitalen Angebote gäbe. Der Markt wird ja gerade so von einfachem asynchronen eLearning überflutet. Alles ist allerdings derselbe Brei und geht in rein wissensvermittelnder Didaktik gestrickt. Es fehlt nicht an der Masse und der Präsenz von Angeboten, sondern an deren Qualität und Innovation. Es fehlen auch die Innovationstreiber, wie auch schon Prof. Jens Rowold von der TU Dortmund vor einigen Jahren feststellte: „ Die meisten Unternehmen wissen gar nicht, was gute Weiterbildung ist. Der Ruf nach besserer betrieblichen Weiterbildung tritt deshalb nicht ins Rampenlicht, grast unterschwellig und findet zu wenige überzeugte Anhänger, weil ja die sehr viele Unternehmen derzeit Spitzen Ergebnisse und fette Gewinne einfahren, die sicher nicht in der Erkenntnis münden dass die Qualität der betrieblichen Weiterbildung verbessert werden muss Weiterbildung nimmt in solchen wirtschaftlich günstigen Phasen sehr oft eine Alibifunktion ein und dazu wird alles andere als Weiterbildungsinnovation benötigt. Warum also Innovation in der Weiterbildung? Die Zeit für große Veränderungen ist ja eh nicht da und es läuft doch. Gute Ansätze der Personalentwickler in Unternehmen, die sich oft redlich um bessere Weiterbildung bemühen, werden von den Fachabteilungen mit Begründungen wie, dafür haben wir keine Zeit, das ist für unsere Mitarbeiter nichts, lass es uns so machen wie bisher, abgetan.
Heute geht es aber darum, die Vermittlungsdidaktik, als die Art des Lernens, die noch nie funktioniert hat, aber in der betrieblichen Weiterbildungspraxis am Meisten angewendet wird, durch andere Didaktiken zu ergänzen, sodass sich letztlich beim Mitarbeiter Kompetenzen weiterentwickeln können. Reine Vermittlungsdidaktik kann nicht zur Kompetenzentwicklung führen, weil Wissen und Können durch jeden Lerner selbst konstruiert werden muss. Dennoch glauben in unserem Land noch viel zu viele Trainer, Dozenten, Coaches, Tutoren, dass Wissen transferiert werden kann. Sie versuchen es täglich immer wieder. Lernen durch reine Vermittlungsprozesse, die Pauolo Freire die „Kübeltechnik der Pädagogik“ nannte, bewerkstelligt, führen nachweislich zu kaum spürbaren Transferergebnissen. Bei der Kübeltechnik kommt der Trainer mit seinem großen randvoll mit Wissen gefüllten Kübel und verteilt dieses unter die Seminarteilnehmer. Das banale ist, dass alle die sich mit Weiterbildung beschäftigen, mittlerweile wissen sollten, dass Lernen so nicht funktioniert und gar nicht funktionieren kann. Trotzdem wird es jeden Tag immer wieder aufs Neue genauso praktiziert, weil es einfach ist, nicht weh tut, sehr unverbindlich ist und weil sich der Misserfolg hier nicht gut nachweisen lässt. The same Procedure as every Jear, ist etwas konservatives, nichts innovatives.
Wenn da nicht in den HR Abteilungen großer Unternehmen Personalentwickler sitzen würden, die neue Ansätze in der betrieblichen Weiterbildung vorantreiben, dann wäre Innovation im Weiterbildungsbereich vergleichbar mit einer Nullnummer. Von Seiten der Bildungsunter-nehmen ist aus freien Stücken nicht viel zu erwarten. Die klassischen Methoden und Formate beizubehalten ist nicht nur einfach sondern auch der profitabelste Weg, weil alle neueren Formate doch weniger gewinnträchtig für externe Trainer sind als vermittelnde Präsenz-seminare.

Bei guter Erarbeitung eines didaktischen Designs kann betriebliche Weiterbildung zu einer ungegeuere Effizienz erreichen, die den Einsatz an Mitteln vielfach rechtfertigt. Bei den meisten heute praktizierten betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen wird die Effizienz gar nicht gemessen und die spärlichen Erfolgkrümmel schnell u8nter den Teppich gekehrt. Zeit, über Innovation in der betrieblichen Weiterbildung stärker nachzudenken, denn nach guten Zeiten, kommen schlechtere Zeiten, in denen die Früchte der heute praktizierten Weiterbildung benötigt werden.

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