Anti-Ärger Training
Wer Ärger auslöst, hat selbst welchen. Aber dies häufig ein ganz anderer als der, der ausgelöst wird. Darin besteht das Geheimnis im Anti-Ärger: Es zählt nicht das, was gesagt wird, sondern das, was dahinter steckt.
• „Sie kommen schon wieder zu spät!“
• „Immer dudelt im Büro das Radio!“
• „Du hast ständig jemand anderen an der Strippe!“
Dies sind Vorwürfe und Beleidigungen, die in vielen Büros so oder anders stattfinden. Der Ärger steckt in den gewählten Worten: schon wieder, immer, ständig. Sie gehören zu den Formulierungen, die Absolutes implizieren. Doch dies entspricht nicht den Tatsachen, denn selbst Vieltelefonierer haben redefreie Zeiten. Die absolute Unterstellung ärgert den Angesprochenen, drängt ihn in eine Verteidigungshaltung und schon hat das Streitgespräch begonnen. Ein Ergebnis gibt es selten, denn die Kontrahenten reden nicht über eigentlichen Anlass, sondern über die Beziehung: Du, immer, schon wieder, ständig … Wer nicht den Fehler machen möchte, in die Rechtfertigungsfalle zu fallen, kann sich mit schlagkräftigen Antworten aus der Schusslinie bringen:
• „Entschuldigung, es tut mir Leid!“
• „Ich finde es schade, dass dich das Radio so sehr stört.“
• „Ja, bis um .. Uhr ist die richtige Zeit für Telefonate.“
Wer grundlegend mit Beleidigungen, Unterstellungen und Anwürfen aufräumen möchte, sollte ein Gespräch unter vier Augen suchen, in dem es um das Miteinander und gemeinsame Lösungen geht.
Unsachgemäße Bemerkungen wie „schon wieder zu spät“ müssen auf ein sachliches Niveau gehoben werden: Wie viele Verspätungen sind vorgekommen? Welche Gründe gibt es dafür? Ist dies tragbar? Beschäftigte, die ohne triftige Gründe wiederholt zu spät kommen, müssen ihr Verhalten ändern oder die Abmahnung bzw. Kündigung in Kauf nehmen. Unsachgemäße Vorwürfe seitens der Vorgesetzten werden schon bei der Frage nach den Daten und Anlässen weiterer Verspätungen sichtbar, so dass der eigentliche Anlass für den Ärger hervortritt. Mit dem verspäteten Erscheinen hat dieser Ärger nichts zu tun. Als Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin waren Sie lediglich Objekt eines Ärgers, der jemand anderem galt.
Ein spielendes Radio, ein offenes Fenster, Essen am Arbeitsplatz, die Geräusche des privaten Mobiltelefons – die Liste von Ärgernissen im gemeinsamen Büro ist lang. Haben Kollegen irgendwann einmal vereinbart, wann das Radio eingeschaltet wird oder das Fenster geschlossen bleibt, so gilt dies Absprache nicht jeden Tag. Die persönliche Tagesform und das gesundheitliche Befinden verändern sich, so dass Radiogeräusche an manchen Tagen nicht zu ertragen sind oder just in diesem Moment furchtbar stören. Dafür verantwortlich ist nicht das Radio, sondern persönliche Probleme, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder die Angst vor einer neuen Aufgabe. Dieses zuzugeben, ist manchmal unmöglich und deshalb sind Telefongeräusche, ein Windzug, Gerüche oder ein Radio willkommene Angriffsflächen.
TIPP: Machen Sie deutlich, dass man sich für Gefühle oder Probleme Zeit nehmen muss und dies nicht immer zur Arbeit passt. Bieten Sie Ihren Kollegen die Möglichkeit zum Gespräch, wenn Sie dazu bereit sind. Oder verweisen Sie an Vorgesetzte, den Betriebsrat oder andere Vertrauensleute im Unternehmen. Sollten Sie sich geärgert fühlen, seien Sie so fair, den eigentlichen Grund dafür zu suchen.
Ärger ist unvermeidlich, er kommt stets und überall vor. Sie können sich nicht darauf vorbereiten und nicht immer können Sie souverän damit umgehen. Erleichternd ist die Erkenntnis: Sie sind nur für Ihre eigenen Gefühle und Handlungen verantwortlich. Mit den Unzulänglichkeiten anderer müssen Sie umgehen. Stärken Sie sich mit einfachen Glaubenssätzen:
• Ich bin nicht auf der Welt, um es allen recht zu machen.
• So, wie ich bin, bin ich einzigartig.
• Was immer ich falsch mache, es ist meins.
Gelassenheit und Humor sind gute Strategien, um dem Ärger anderer zu begegnen. Über Ärgernisse reden, die emotionale Seite dahinter zum Vorschein bringen und für eine sachliche Auflösung sorgen, gehört zu den Herausforderungen im Beruf und im Privatleben.