Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Business Insights“ von Herrn Prof. Dr. Ronny A. Fürst referierte Dörte Höppner, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften, zu dem Thema „Private Equity: Die Bedeutung für die deutsche Wirtschaft“.
Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) mit Hauptsitz in Berlin, ist die Interessenvertretung der Private Equity-Branche in Deutschland. Diese umfasst die Private Equity-Gesellschaften sowie die institutionellen Investoren, die in Private Equity investieren. Der BVK vertritt über 320 Mitglieder, davon 217 Beteiligungsgesellschaften. Ziel des BVK ist die Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen für Beteiligungskapital in Deutschland.
Zunächst verdeutlichte Frau Höppner den Unterschied zwischen Public und Private Equity: Bei Public Equity handelt es sich um börsengelistete Kapitalanteile. Effekte wie beispielsweise Kursblasen an den Börsen stellen für Public Equity eine latente Gefahr dar. Private Equity hingegen stellt Kapitalbeteiligungen von Investoren an Unternehmen dar, die nicht an der Börse gelistet sind; die Interaktionen mit den Unternehmen sind somit direkter Art.
Da viele mittelständische Unternehmen in Deutschland nicht börsennotiert sind, zählen diese neben den Start Up-Unternehmen zu dem Schwerpunkt der Investitionen von Private Equity- Gesellschaften. Eine Investition in ein Start Up-Unternehmen kann risikoreicher, aber auch wesentlich gewinnbringender sein als in ein bereits am Markt etabliertes Unternehmen. Finanziert wird dabei die Gründung des neuen Unternehmens (Seed, Start-Up). Da der Erfolg der Unternehmensentwicklung nicht sicher vorherzusagen ist, wird diese Art von Investition auch Wagniskapital („Venture Capital“) genannt. Eine Investition in ein Mittelstands-/ Großunternehmen kann sich dagegen entweder auf Minderheitsbeteiligungen (z.B. in der Ausgestaltung von Wachstumsfinanzierungen) oder Mehrheitsbeteiligungen (fremdkapitalfinanzierte Übernahmen, wie bspw. Management Buy-Outs) beziehen.
Wird ein Private Equity-Fond abgeschlossen, dann ist dieser in der Regel für zehn Jahre angelegt (Verlängerung möglich). Damit keine systemischen Risiken auf Seiten des Finanzmarktes entstehen, hat der Investor keine Kündigungsmöglichkeiten des Fonds. Zudem werden Kapitalabrufe („Drawdowns“) erst getätigt, sobald dieses Kapital für konkrete Investitionen benötigt wird, worin ein großer Unterschied zu den Hedgefonds (direkte Auszahlung des gesamten Betrages) besteht.
Beteiligungskapital ist nicht für jedes Unternehmen die ideale Finanzierungsform und nicht jedes Unternehmen ist für Beteiligungskapital geeignet: Aus diesem Grund muss sich jedes anfragende Unternehmen einer „Due Diligence“, der detaillierten Untersuchung, Prüfung und Bewertung eines potentiellen Beteiligungsunternehmens als Grundlage für die Investitionsentscheidung, unterziehen. Bei der Prüfung des Unternehmens und seiner Umgebung tritt vor allem das Management in den Vordergrund, denn laut Frau Höppner sind „Private Equity-Beteiligungen eine Investition in die Menschen“. Von etwa 100 anfragenden Unternehmen wird letztlich mit ein bis drei Unternehmen ein Vertrag geschlossen.
Gemäß einer Meta-Studie hat Private Equity grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Portfoliounternehmen. Diese Branche hat bislang jedoch noch keine zufriedenstellenden Rahmenbedingungen. Ihr fehlt ein Gesetzesrahmen, so dass sie im Moment keiner Aufsicht der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) oder der Bundesbank untersteht, wodurch Nachteile beim Fundraising im Ausladen auftreten können. Im August 2009 präsentierte der BVK einen Vorschlag für einen Private Equity-Kapitalmarktrahmen zur Regulierung und Besteuerung deutscher Private Equity-Fonds.
Am Beispiel der „Heuschreckendebatte“ der Firma Grohe illustrierte Frau Höppner, dass in der Öffentlichkeit, insbesondere durch Reden von Politikern, Private Equity-Gesellschaften negativ dargestellt werden. Grohe dient als Paradebeispiel dafür, dass der jetzige Unternehmenserfolg ohne die Kapitalunterstützung der Beteiligungsgesellschaften nicht erreicht worden wäre.
Häufig ist das Venture Capital die einzige Möglichkeit zu einer erfolgreichen Gründung von Start-Ups. Die Hälfte aller Börsengänge in Deutschland waren bspw. zuvor Private Equity finanziert. Dies illustriert die volkswirtschaftliche Bedeutung zur Finanzierung neuer Geschäftsmodelle und Innovationen. An aktuellen Börsengängen ist auch erkennbar, dass Beteiligungsgesellschaften häufig den Weg zur Börse (IPO) als Exit-Strategie wählen.
Abschließend gab Frau Höppner den anwesenden Studenten mit auf den Weg, ihren Horizont zu erweitern und an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Dies sei durch die heutigen einseitigen Studiengänge jedoch nicht mehr so einfach möglich, so dass gewisse Umwege unvermeidbar sein könnten.